Wir sind im Sommer letzten Jahres umgezogen. Von einem Haus mit vielen, vielen Einbauschränken in ein sehr großes Haus ohne einen einzigen Schrank. Nun kann man natürlich ins nächste Möbelhaus fahren und Schränke und Bücherregale kaufen gehen. Da wird man für ein Haus gleich einige tausend Euro los. Man erhält dafür Schränke, die aus folierten Spanplatten bestehen und oft nur für den einmaligen Aufbau gedacht sind.
Geht man zu IKEA, Roller oder anderen angeblich günstigen Einrichtungshäusern, bekommt man den im Ausstellungsraum schön aufgebauten Schrank in zerlegter und platzsparender Form. Man muss einen Anhänger oder Transporter organisieren, das Möbelpaket nach Hause bringen und darf sich dann mit dem Aufbau rumschlagen. Für dieses Abenteuer zahlt man pro Anbauwand und Schlafzimmerschrank gerne auch mal über 1000 Euro.
Kauft man im tradionellen Möbelhandel, darf es auch mehr sein. Hier sind auch Preise von über 5.000 Euro keine Seltenheit. Immerhin bekommt man die Möbel dann auch angeliefert und – je nach Preis – eventuell auch noch professionell aufgebaut.
Möbel zu verschenken
Wir machen es anders. Ganz anders. Wir lassen uns die Möbel schenken, oder zahlen dafür maximal zehn Euro. Und die Qualität der geschenkten Möbel ist meist besser, als die, die wir heute in den Möbelgeschäften für viel Geld angeboten bekommen.
Wie wir das machen? Ganz einfach: Wir schauen regelmäßig, also mehrfach am Tag, bei ebay Kleinanzeigen nach Artikeln, die zu verschenken sind. Da viele die Haushalte ihrer älteren oder verstorbenen Eltern auflösen müssen, sind ständig Schränke, Regale und andere Möbelstücke für sehr kleines Geld zu verkaufen oder zu verschenken. Ist das moralisch verwerflich? Nein, denn die Haushalte werden aufgelöst und wenn wir kommen, dann nehmen wir den Angehörigen Arbeit ab. Wir demontieren die geschenkten Möbelstücke, tragen alles zum Anhänger und sorgen so dafür, dass der Verwandte, der Wohnung oder Haus auflösen muss, weniger Arbeit hat.
Ich sehe schon Dein Stirnrunzeln: Wie ist das mit der Qualität und riechen die Sachen nicht nach ihren Vorbesitzern? Sind diese Möbel sauber?
Fangen wir mit der Qualität an. Diese ist meistens wesentlich besser, als das, was Du heute im Möbelhandel kaufen kannst. Das merkt man zum Beispiel an den Verschraubungen und Türscharnieren. Oft findet man auch tatsächlich richtiges Holz und nicht nur Spanplatten oder MDF.
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Dafür ist das Design unter Umständen nicht so aktuell und man würde heute vielleicht ein anderes Furnier wählen. Hier kommt es natürlich auf den individuellen Geschmack an. Da Eiche Rustikal auch nicht unser Geschmack ist, spezialisieren wir uns auf Kirsche, Nussbaum und Wurzelholz. Wir haben auch Pyramiden-Mahagoni und zwei, drei weitere Farben. Darunter auch weiß.
Bei Kleiderschränken kann es sein, dass dieser den „Lieblingsduft“ der älteren Personen angenommen hat. Manche riechen auch einfach nur muffig oder nach Mottenkugeln. Solche Schränke nehmen wir nicht. Ein leichter Geruch nach Weichspüler oder Duftkissen dagegen ist kein Problem.
Die Möbel sind oft staubig, gerade da, wo man normal nicht saubermacht, also auf der Oberseite und hinten. Weitere Verschmutzungen sind sehr selten und würden bei uns zum Ausschluss führen. Den Staub wischt man natürlich ab und insgesamt reinigen wir jedes Möbelstück (gesamt oder in Teilen), bevor es in den Raum kommt, wo es aufgebaut werden soll.
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Tatsächlich behaupte ich, dass man schon anhand des Möbelstils und der Fotos darauf schließen kann, in welchem Zustand ein Möbelstück angeboten wird. Wir sind in den letzten Monaten insgesamt dreimal umsonst gefahren, das ist eine „Fehlerquote“ von 10 Prozent.
Gestern haben wir uns einen Wohnzimmerschrank angesehen, der neu 14.000 Mark gekostet hat. Wir bekommen ihn geschenkt. Das ist aber noch nicht unser Rekord. Der Rekord liegt bei einem Schrank für einst 30.000 Deutsche Mark, den wir tatsächlich für 1,50 Euro bekommen haben.
Die 10 besten Tipps und Tricks zum wirklich günstigen Einrichten
Hier kommen zehn nützliche Tipps und Tricks zum wirklichen Sparen beim Eichrichten. Aus unserer Praxis bei der Einrichtung eines 1200 m² Hauses:
Tipp 1: Hartnäckiges Suchen
Du willst also richtig viel Geld sparen? Dann brauchst Du zunächst einmal Geduld. Sieh in Deinem Wochenblatt oder Deine Tageszeitung nach Anzeigen, in denen Möbel von privat verkauft, Haushaltsauflösungen angekündigt werden. Lege Dir ein Konto bei ebay Kleinanzeigen zu und definiere Deine Suche für „zu verschenken“ und „Haus & Garten“ innerhalb eines Umkreises, den Du noch für vertretbar hälst.
Analysiere die Anzeigen. Schau ganz genau hin.
Was wird angeboten?
Welche Maße hat das Möbelstück? (Passen die angegebenen Maße zum abgebildeten Möbelstück?)
Welche Anzeigen hat der Inserent noch aufgegeben? (Daraus kannst Du schließen, ob es sich um eine Haushaltsauflösung handelt.)
Was genau ist auf den Bildern zu sehen? (Zustand, Umfeld)
Wie wirkt das Bild auf Dich? (Wenn es schon auf dem Bild billig wirkt oder vom Stil für Dich grenzwertig, dann lass die Finger davon)
Welcher Preis wird verlangt? (Am Anfang steht der Wunschpreis des Verkäufers in der Anzeige)
Du musst jeden Tag mehrfach nach neuen Anzeigen suchen, bzw. Dir die Suchergebnisse Deiner gespeicherten Suchen anzeigen lassen. Das artet tatsächlich in Arbeit aus, aber die Belohnung dafür sind unschlagbar günstige Möbel und Haushaltsgegenstände.
Tipp 2: Abwarten bei Verkaufsangeboten
Hast Du etwas Passendes gefunden, darfst Du Dich noch nicht freuen, wenn es verkauft werden soll.
Auch wenn es Dir in den Fingern juckt. Du musst cool bleiben. Verkauft jemand einen großen Kleiderschrank oder eine große Anbauwand für das Wohnzimmer arbeitet die Zeit für Dich. Ok, Du kannst auch verlieren, wenn jemand anderes das Teil kauft. Aber es lohnt sich, abzuwarten. Der Grund dafür liegt in der Bequemlichkeit der möglichen Interessenten. Schließlich muss man das Teil abbauen, eventuell mehrere Stockwerke runterschleppen, einladen, transportieren, ausladen, hochschleppen, reinigen und wieder aufbauen. Das schreckt viele Interessenten dann doch ab. Oft auch die, die vorher noch ganz euphorisch waren.
Du bist ein Jäger und Du wartest auf den richtigen Moment. Deshalb legst Du Dir die Anzeige auf Wiedervorlage, speicherst sie als Favorit ab und beobachtest, was passiert. Bei Online-Anzeigen kannst Du darauf wetten, dass der Preis in Stufen sinken wird. Bei gedruckten Anzeigen aus der Zeitung wartest Du bis zur letzten Woche des Monats und rufst erst dann an.
Tipp 3: Aus groß mach klein
Sei auch kreativ in Deinen Gedanken. Die größten Schränke, wie Einbauschränke oder größere Küchen oder Wohnzimmermöbel sind am Schwersten zu verkaufen. Sie waren in der Anschaffung extrem teuer – und nun will sie keiner haben. Für die Verkäufer ist das eine bittere Erkenntnis. Das liegt natürlich vor Allem daran, dass die durchschnittliche Wohnfläche in Deutschland unter 100 m² liegt. Es ist einfach nicht genügend Platz da. Und so gibt es in diesen Größenordnungen nur wenige Interessenten.
Es kann helfen, wenn man einfach mal überlegt, ob man das große Möbelstück nicht verkleinern kann. Vielleicht passt es dann? Bei großen Wohnzimmerschränken ist es doch so, dass diese tatsächlich aus mehreren rund einen Meter breiten Einzelschränken bestehen, die nur miteinander verschraubt sind. Oben wird dann ein durchgehender Kranz aufgesetzt, der den Eindruck erweckt, es handele sich um ein massives, breites Möbelstück. Was also, wenn man ein Teil einem Wiederaufbau ausspart? Das geht ganz einfach. Man muss nur den Kranz dann auch anpassen.
Vielleicht geht der Schrank auch über Eck? Auch hier kann man kreativ eine Lösung finden. So passt dann auch der größte Schrank in einer reduzierten Form in das übliche Wohn- oder Schlafzimmer.
Der Vorteil: Die wenigsten Interessenten machen sich solche Gedanken, sondern blättern einfach weiter, weil der Schrank ja zu groß sei. Das reduziert die Interessentenzahl deutlich.
Tipp 4: Die besten Quellen
Tageszeitungen, Wochenblätter, eBay und ebay Kleinanzeigen sind unsere Jagdreviere. Hier finden wir ständig interessante Angebote. Steht eine Haushaltsauflösung in der Zeitung, kommen viele Leute. Bei eBay Kleinanzeigen ist das nicht immer so. Es gab schon mehrere Termine, wo wir als einzige Interessenten kamen.
Tipp 5: Sei stets pünktlich und höflich
Ein Gebot der Höflichkeit und eigentlich selbstverständlich. Bei Haushaltsauflösungen ist es besonders wichtig, dass Du zum angegebenen Startzeitpunkt vor der Tür stehst. Da gibt es nämlich noch die größte Auswahl. Wenn Du erst mit ein, zwei Stunden Verspätung eintriffst, haben andere die „Rosinen“ schon identifiziert, reserviert oder gar abtransportiert und Du bekommst nur noch den Rest, den sonst keiner haben wollte.
Wenn etwas zu verschenken ist, solltest Du auch ganz besonders pünktlich sein, denn oft gibt es mehrere Interessenten und wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Das gilt nicht nur für die erste Kontaktaufnahme, sondern dann auch für das Abholen.
Auch eine Selbstverständlichkeit: Sei höflich, freundlich und pietätvoll. Ich habe auf Haushaltsauflösungen schon üble Sachen erlebt. Von Leuten, die ungefragt Schubladen durchwühlen, auf dem Boden ausleeren und einen Saustall hinterlassen, bis zu Leuten, die die Unerfahrenheit der Verwandten ausgenutzt und diese bestohlen haben. Stell Dir einfach vor, wie Du Dich fühlen würdest, wenn Du die Wohnung Deiner verstorbenen Mutter auflösen musst. Da ist so viel Emotion und Erinnerung dabei. Und dann kommen wilde Horden und zerpflücken alles.
Wir machen sehr gute Erfahrungen damit, dass wir uns der Situation angemessen verhalten. Immer fragen, immer freundlich sein.
Tipp 6: Anhänger kaufen und Werkzeugset mitführen
Es empfiehlt sich, einen Anhänger zu kaufen, wenn man ein Auto mit Anhängerkupplung hat. So entfällt das Anmieten eines Anhängers oder Transporters. Gut ist auch, wenn man einen Werkzeugkoffer mitführt, so dass man auch jede Art von Schrauben lösen kann. Ein Knarrenkasten ist die absolute Mindestausstattung. Achte darauf, dass es genug Aufsätze unterschiedlicher Art gibt.
Beim Transport lieber jedes Teil etwas zu viel einpacken und sichern, als sich hinterher ärgern. Gerade Glaseinsätze von Vitrinen und Spiegeltüren bedürfen einer besonderen Aufmerksamkeit. Wir haben manchmal mehr Verpackungsmaterialvolumen dabei, als wir tatsächlich brauchen. Alte Decken, Bettdecken und sogar Teppichbodenreste eignen sich gut für die Verpackung und schützen vor Kratzern und Brüchen. Kleine Teile, wie etwa Regalböden, legen wir in den Kofferraum oder gesichert auf den Rücksitz.
Lieber etwas mehr auseinander bauen. So werden die Einzelteile leichter zu tragen. Das ist zwar mehr Aufwand, abewr wenn ein großes Teil beim Tragen plötzlich runterfällt, ist unter Umständen der ganze Aufwand umsonst gewesen…
Tipp 7: Fotos machen
Vor dem Abbau sollte man Fotos von dem Schrank machen. So weiß man später, wie der Schrank aufgebaut ausgesehen hat. Gerade bei Schränken und Schrankwänden, die aus vielen unterschiedlichen Elementen bestehen, kann so eine kleine Fotodokumentation beim Aufbau hilfreich sein. Je mehr Bilder, desto besser. Auch auf Details achten.
Tipp 8: Schrauben in einer Tüte mitnehmen
Sämtliche Schrauben, Scharniere und Regalhalter sammelt man in einer kleinen Tüte, die man Zuhause am Schrank befestigt. So hat man die Schrauben und Kleinteile immer an dem Möbelstück, für das sie gedacht sind. Dieser Hinweis ist besonders wichtig, wenn man die Schränke nicht sofort Zuhause aufbauen kann, etwa weil der Raum noch in Renovierung ist.
Tipp 9: Sorgsam aufbauen
Beim Aufbau lieber etwas mehr Zeit einplanen. Die Fotos nutzen und die Einzelteile so bereitstellen, wie man sie zum Aufbau braucht. Schränke am Besten nur zu zweit aufbauen, denn gerade Kleiderschränke bedürfen oft einer zusätzlichen Hand.
Tipp 10: Immer nachfragen, was sonst noch weg soll
Gute Erfahrungen machen wir oft mit der Frage, was der jeweilige Haushalt noch loswerden möchte. Da gibt es dann noch Bücher umsonst, gratis Geschirr, Deko-Artikel, Gardinen und weitere Möbel oder Teppiche, an die zuerst nicht gedacht worden war. Meist sind die Leute froh, dass sie sich darum nicht mehr kümmern müssen und freuen sich, wenn es jemand brauchen kann. Bitte nicht falsch verstehen: Man soll ja nicht alles minehmen, man kann auch bei Angeboten, die man nicht braucht, nein sagen.
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Heute holen wir einen tollen Polstersessel aus den 20er Jahren ab. Neu bezogen und aufgepolstert ist er fast wie neu und ein echter Hingucker.