Auf dieser Seite haben wir bereits einige Tipps für das Sparen bei Lebensmitteleinkäufen gegeben. Jetzt kam kürzlich die Diskussion hoch, ob man bei ALDI Steak für 1,99 Euro für 600 Gramm kaufen könne und ob man damit nicht eine industriell geprägte Landwirtschaft ohne Berücksichtigung des Tierwohles unterstützen würde. Eine Landwirtschaft, bei der es nur noch um „billig, billig, billig“ gehe.

Tatsächlich ist auch aus unserer Meinung ein solch niedriger Preis gefährlich, denn er setzt die Fleisch produzierenden Landwirte und die Verarbeitungsbetriebe  unter einen immensen Kostendruck, der sich natürlich auf die Ernährung, Versorgung und Schlachtung der Tiere auswirken muss. Die Frage muss aber auch erlaubt sein, ob bei einem Steak für 19,99 Euro die Tiere tatsächlich wesentlich besser gehalten und aufgezogen werden.

Man muss sich aber fragen, wie solche Preise , wie 1,99 Euro für 600 Gramm Schweinesteak oder vier Euro für ein ganzes Huhn möglich sind. Es kann eigentlich nicht möglich sein – aber das ist die Realität in unseren Supermärkten. Man kauft das Fleisch und sieht glückliche Hühner auf dem Bauernhof und Kühe auf der Weide sowie Schweine mit viel Auslauf. Leider gibt es das immer weniger – und wenn landen die Produkte dieser Tiere kaum im Supermarkt.

Dieses Bild haben wir vor Augen, wenn wir im Supermarkt ein sauber abgepacktes Huhn kaufen. Die Realität sieht aber anders aus... (Foto: Markus Burgdorf)

Dieses Bild haben wir vor Augen, wenn wir im Supermarkt ein sauber abgepacktes Huhn kaufen. Die Realität sieht aber meist anders aus… (Foto: Markus Burgdorf)

Wer jetzt glaubt, dass der Schlachter oder Metzger um die Ecke, so es ihn denn noch gibt, eine bessere Bezugsquelle sei, der muss dann einfach mal die richtigen Fragen stellen. „Machen Sie die Wurst selbst?“ ist nämlich die falsche Frage. „Schlachten Sie noch selbst?“ ist besser und „Woher kommen die Tiere, die Sie verarbeiten?“.

Der Schlachter bei uns im Dorf hat früher selbst geschlachtet, er kannte die Landwirte, von denen er die Tiere kaufte. Heute holt er sich die Schweinehälften fertig im Großhandel, er weiß mitnichten, woher diese vorzerlegten Tiere herkommen. Und dann hilft es auch nicht mehr viel, die aus diesen Tieren herzustellende Wurst selbst zu machen.

Wir alle essen insgesamt viel zu viel Fleisch – und tun damit unserem Körper nichts Gutes. Aber das soll besser von Ernährungsexperten behandelt werden.

Smart-Shopper kaufen Teures günstig

Wir kaufen am Liebsten nur das Teuerste, wie Bio-Steaks oder Wildlachs. Selbst beim Kauf von Joghurt, Fisch, Milch und Gemüse nehmen wir nur das Beste. Da das in manchen Supermärkten aber nicht genug Kunden tun oder sich leisten können, werden diese hochwertigen Artikel übermäßig stark reduziert, wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum oder Ablaufdatum in Sichtweite kommt.

So kaufen wir den normal 6,99 Euro kostenden Wildlachs dann für 69 Cent und das T-Bone Steak aus Argentinien kostet statt 16 Euro nur 1,60. Letzte Woche gab es bei uns Muscheln, deren Normalpreis bei über 40 Euro gelegen hatte – wir haben nur 4 Euro bezahlt. Das nennen wir Smart-Shopping: Das Beste für den geringst möglichen Preis.

Ja, manchmal kommen wir uns so vor, als würden wir den Supermarkt schon fast bestehlen. Aber es ist natürlich alles legal und wir tragen einen Teil dazu bei, dass weniger Lebensmittel weggeworfen werden. Unser Spitzeneinkauf der letzten Wochen kostete 23 Euro, der Wert der Lebensmittel lag bei 250 Euro. Wir hatten über 90 Prozent gespart. In dem Supermarkt kennt man uns bereits als hilfreiche Smart-Shopper. Mit etwas Verwunderung beobachtet man unseren Einkaufsstil, da schwingt dann aber auch eine gewisse Achtung mit, denn tatsächlich helfen wir den Mitarbeitern auch dabei, ihren Markt gut zu führen.

Es gibt auch Tage, da ist unsere „Beute“ eher gering, das gehört dazu. Wenn wir nur 50 Prozent reduzierte Ware bekommen, ist das für uns ein schlechter Tag. Aber wir haben die Abläufe in den Märkten, in denen wir so günstig kaufen, genau studiert und wissen so recht gut, wann was reduziert wird. A

m Samstag letzter Woche gab es zum Beispiel Spargel. 1,5 Kilogramm für 1,11 Euro, da haben wir drei Kilo mitgenommen. Dazu gab es reichlich italienischen Kochschinken, den wir mit 79 Prozent Ersparnis gekauft haben, ein paar Kartoffeln dazu, etwas Sauce Hollandaise – und fertig ist das unverschämt günstige Pfingstessen.

Der Smart-Shopper lässt sich inspirieren und kauft nicht nach Plan ein, sondern er kauft das, was gerade einen besonders attraktiven Preis hat und zaubert dann daraus das Essen. Lässt man nämlich den Plan weg, ist man freier, als wenn man Zutaten für ein geplanten Gericht zusammensuchen muss.

Schnäppchen sprechen das Belohnungszentrum im Gehirn an. Deshalb finden wir Schnäppchen so attraktiv. Man muss aber immer einen Schritt weitergehen und darf nicht dem ersten Impuls nachgeben. Man wird erst zum Smart-Shopper, wenn man das vermeintliche oder tatsächliche Schnäppchen auf einige Kriterien abklopft:

  1. Möchte ich dieses Produkt wirklich?
  2. Würde ich diesen Artikel auch zum Normalpreis kaufen, oder ist er nur interessant, weil er gerade günstiger angeboten wird?
  3. Brauche ich dieses Produkt?
  4. Kann ich es kurzfristig verarbeiten oder für längere Haltbarkeit einfrieren?
  5. Wie hoch ist die tatsächliche Ersparnis?
  6. Warum ist der Preis reduziert worden?
  7. Ist die Qualität einwandfrei?

Also erst den subjektiven Nutzen überprüfen, dann die objektiven Kriterien abchecken. Das schützt vor Spontankäufen, nur weil etwas reduziert oder im Angebot ist.

Die Gefahr besteht nämlich immer darin, dass man etwas kauft, was man eigentlich nicht braucht – und dann hat man de facto tatsächlich nichts gespart, sondern einfach mehr ausgegeben, als nötig. Und genau das will der Smart-Shopper ja vermeiden.